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Niksen: Die Kunst des süßen Nichtstuns und warum wir sie dringend brauchen

Das süße Nichtstun! Heutzutage Niksen genannt einst das „dolce far niente“. Warum es gut für die Gesundheit ist, nichts zu tun, und wieso wir Ü50 die Kunst der Pause wieder neu lernen müssen. Mit alltagstauglichen Tipps wie es geht.

Einfach mal gar nichts tun klingt einfach, ist es aber nicht


Du setzt dich hin.
Kein Handy, kein Buch, kein Gespräch. Nur du, die Zeit und der Moment.
Und dann passiert es: Der Impuls, „kurz was zu erledigen“.
Der Gedanke an die Wäsche. An die Einkaufsliste.
An all das, was du noch tun könntest – oder solltest.

Willkommen in der Welt, in der selbst das Nichtstun organisiert, getaktet und möglichst effizient sein muss.
Aber genau hier setzt Niksen an – die niederländische Kunst, bewusst nichts zu tun.


Was ist Niksen überhaupt?

„Niksen“ bedeutet im Niederländischen: nichts tun, rumhängen, absichtslos da sein.
Nicht meditieren, nicht reflektieren, nicht produktiv entspannen – sondern einfach nichts unternehmen.
Ohne Ziel. Ohne Nutzen.

Im Gegensatz zu Achtsamkeit oder Yoga geht es beim Niksen nicht um Leistung, nicht mal um bewusstes Atmen.
Es geht um sein lassen.
Klingt faul?
Ist gesund.

Denn Niksen entlastet unser überreiztes Gehirn, reduziert Stress, fördert Kreativität – und schenkt uns das, was wir fast verlernt haben: gedankliche Weite.


Warum gerade wir über 50 das Niksen brauchen – und oft verlernt haben

Die meisten von uns haben gelernt: Wer rastet, der rostet.
Wer etwas gelten will, muss etwas leisten.
Sitzen und Nichtstun? Unproduktiv. Zeitverschwendung. Faulheit.

Wir haben Familie gemanagt, Termine koordiniert, Pflege geleistet, mitgearbeitet, mitgedacht, mitgeplant.
Und jetzt – wo die Kinder aus dem Haus sind oder die Karriere ruhiger wird – spüren wir:
Wir können nicht mehr abschalten.

Selbst unsere Pausen wollen wir nutzen – zur Weiterbildung, zur Gesundheitsoptimierung, zur Selbstoptimierung.
Aber der Körper sehnt sich nach etwas anderem: nach Ruhe ohne Zweck.

Niksen ist nicht der Rückzug von der Welt, sondern der Schritt zurück zu uns selbst.


Niksen ist Seelenhygiene – kein fauler Luxus

Studien zeigen, dass kurze Auszeiten ohne Input nicht nur die Stimmung verbessern, sondern auch das Immunsystem stärken und die Leistungsfähigkeit steigern – ausgerechnet, indem wir mal nichts leisten.

Niksen wirkt:

  • gegen Dauerstress
  • bei innerer Unruhe
  • bei Reizüberflutung
  • als Vorbeugung gegen Burnout
  • als Einladung an den Körper, zur Selbstregulation zurückzufinden

Und vielleicht noch wichtiger: Es wirkt im Moment. Ohne Anmeldung. Ohne Equipment.


Wie du das Niksen wieder üben kannst – auch wenn du es verlernt hast

Niksen ist einfach – und schwer zugleich.
Ein paar Tipps für den Wiedereinstieg:

  • Setz dich einfach hin. Ohne Ziel. Ohne Buch. Ohne Handy.
  • Starre aus dem Fenster. Beobachte Licht, Schatten, Menschen, Wolken.
  • Nimm Gedanken wahr – aber folge ihnen nicht. Lass sie ziehen wie Vögel.
  • Stell dir keine Aufgabe. Nicht mal „entspannen“. Nur „sein“.
  • Beginne mit fünf Minuten. Steigere dich langsam, wenn du magst.

Wichtig: Du musst nichts fühlen. Nichts erreichen. Nur da sein.


Fazit: Wer nichts tut, tut sich oft das Beste

Niksen ist kein Rückschritt, sondern Rückverbindung.
Zum inneren Takt, zu Ruhe.

Zu deinem echten Leben jenseits der To-do-Liste.

Gerade wir über 50 dürfen wieder lernen, dass einfach Da Sein reicht.
Denn manchmal ist das größte Geschenk an dich selbst – die stille Erlaubnis, nichts zu tun.


Von Petra

Tagesbruch ist unser Magazin für kritische, humorvolle und persönliche Themen. Wir, Ich in dem Fall, schreiben über Gesellschaft, Zeitgeist, Kultur und das kleine Chaos des Alltags und wie man ihm entrinnen kann also über die kleinen Fluchten, sei es nun ein Buch, eine Reise oder eine Wanderung – mal ironisch, mal tiefgründig, aber immer mit einem Augenzwinkern für Menschen im besten Alter. Unser Ziel: Den Bruch im Tag sichtbar machen.

Ein Gedanke zu „Niksen“

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