Der Sixpackwahn: Sixpack statt Pausenbrot – Wenn der Sixpack wichtiger ist als das Pausenbrot
Ein Kommentar zum Schönheitswahn, ich nenne es „der Sixpackwahn“ Diät-Influencerinnen und der Frage: Wann ist Essen wieder echt? Und wo bleibt eigentlich noch der Genuss wenn es gefühlt nur noch darum geht welches Pulver anstatt Nahrung ich zu mir nehmen soll. Das fängt ja schon in der Schule an wenn die Mädchen mehr über Sixpack statt Pausenbrot reden und einen Proteinshake zu tauschen diskutieren anstatt wenigstens einen Müsliriegel.
Wir leben in einer Zeit, in der der Bauch flach sein soll, das Essen „clean“ und der Tag bitte makellos durchgeplant – inklusive Nahrungsergänzung, Kaloriendefizit und Schrittzähler. Ah und Yoga nicht zu vergessen und der ME-Time. Und während echte Mahlzeiten zunehmend durch Pulver und Pillen ersetzt werden, fragen sich viele: Was genau läuft hier eigentlich schief?
TikTok statt Frühstücksbrot
Auf sozialen Medien wie TikTok und Instagram wird Ernährung nicht mehr zelebriert, sondern kuratiert. Junge Frauen zeigen, was sie „essen“ – ein paar Mandeln, ein Proteinriegel, Selleriesaft – während sie gleichzeitig Produkte bewerben, die angeblich beim Abnehmen helfen, beim Entgiften, beim Definieren der Bauchmuskeln.
Was dabei oft fehlt? Essen. Und zwar echtes. Echtes Frühstück zum Beispiel wie ein Porridge.
Der neue Diätwahn kommt im Influencer-Gewand
Früher kamen Diäten aus Frauenzeitschriften. Heute kommen sie von Menschen, die sich selbst als Marke inszenieren – mit Rabattcode und Werbedeal. Die Botschaft: Wer sich kontrolliert, ist stark. Wer hungert, ist diszipliniert. Wer ein Sixpack hat, hat es „geschafft“.
Und so wächst eine neue Generation in die Idee hinein, dass ein weicher Bauch ein Problem ist – und dass Mahlzeiten optional sind.
Essen wird zur Bedrohung, Körper zum Projekt
Wir sehen zu, wie Kinder und Jugendliche immer früher mit Schönheitsidealen konfrontiert werden, die selbst Erwachsene unter Druck setzen. Ein Körper ist heute kein Zuhause mehr, sondern ein Projekt – mit messbarem Fortschritt, täglichen Updates und ständiger Bewertung.
Was dabei auf der Strecke bleibt: Genuss, Sättigung, Freude, Natürlichkeit. Und die Gewissheit, dass ein Körper vor allem eines sein sollte – lebendig und gesund, nicht gefiltert und normiert.
Ernährung darf kein Leistungssport sein
Essen ist kein Wettbewerb. Kein Beweis von Disziplin. Und auch kein Lifestyle-Accessoire. Es ist ein menschliches Bedürfnis – und ein kulturelles Gut. Und es darf wieder genau das sein: ein Moment des Innehaltens, ein Stück Apfelkuchen mit echtem Zucker, ein Teller dampfender Eintopf. Was fehlt ist das richtige Maß.
Nicht jeder Bauch muss flach sein. Nicht jede Mahlzeit muss optimiert werden. Und nicht jedes Leben muss sich um Makros, Supplements und Spiegelbilder drehen.
Ein kleines Stück Widerstand – auf dem Kuchenteller
Vielleicht ist es an der Zeit, wieder öfter zu kochen. Zu backen. Zu essen. Nicht aus Trotz, sondern aus Liebe – zum Leben, zum eigenen Körper, zur Normalität. Vielleicht hilft es, hin und wieder mit Kindern am Tisch zu sitzen und gemeinsam zu kauen, statt zu scrollen und Bilder anzuschauen von schönem Essen statt Pulver.
Ein kleines Stück Apfelkuchen kann manchmal mehr bewirken als der schönste Fitness-Post.
Rezept: Apfelkuchen mit Prise Widerstand
Zutaten:
- 200 g weiche Butter
- 180 g Zucker
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 4 Eier
- 300 g Mehl
- 2 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 1–2 TL Zimt
- 5–6 säuerliche Äpfel (z. B. Boskoop)
- etwas Zitronensaft
- optional: Rosinen, Mandelblättchen oder ein Schuss Calvados
- Puderzucker zum Bestäuben
Zubereitung:
- Ofen auf 180 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen. Springform einfetten.
- Äpfel schälen, in Spalten schneiden, mit Zitronensaft und Zimt vermengen.
- Butter mit Zucker und Vanillezucker cremig rühren. Eier einzeln unterrühren.
- Mehl, Backpulver, Salz mischen, unterheben.
- Zwei Drittel des Teigs in die Form geben, Äpfel drauflegen, restlichen Teig klecksweise verteilen.
- Nach Belieben mit Mandeln bestreuen.
- Ca. 50–60 Minuten backen, bis es duftet wie echter Kuchen duften soll.
- Auskühlen lassen, mit Puderzucker bestäuben – und genießen.
Noch was: Ich habe nichts gegen hochwertige Nahrungsergänzungsmittel auf natürlicher Basis – sie können in bestimmten Situationen sinnvoll unterstützen. Was ich kritisch sehe, ist der Trend, ganze Mahlzeiten durch Pulver zu ersetzen oder den Körper dauerhaft in ein Defizit zu zwingen, nur um einem Schönheitsideal zu entsprechen. Essen ist mehr als Funktion – es ist Teil unserer Kultur, unserer Gesundheit und unseres Lebensgefühls.