Muttertag zwischen Blumen und Burnout – was bringt uns dieser Tag wirklich?
Mal den Tag kritisch betrachtet: Geschichte, Kommerz, Erwartungen und warum ein Frühstück am Sonntag nicht für echte Gleichberechtigung reicht.
Muttertag. Der Tag, an dem Supermärkte mit rosa Schleifchen dekoriert werden, Kinder hektisch basteln und Florist*innen am Rande der Erschöpfung stehen. Ein Sonntag, der offiziell der Wertschätzung dient – und sich in der Praxis oft wie ein Pflichttermin mit Konfettimaske anfühlt.
Aber warum feiern wir das eigentlich? Und vor allem: Wem nützt es?
Die Geschichte des Muttertags: Von guter Absicht zum Konsumfest
Der Muttertag hat, Überraschung, keine so romantische Herkunft wie uns die Pralinenverpackung glauben machen will. Die moderne Variante stammt aus den USA und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Aktivistin Anna Jarvis eingeführt – aus echter Verehrung für ihre Mutter. Ironie des Schicksals: Später distanzierte sich Jarvis selbst vom Kommerz, der daraus wurde, und versuchte sogar, den Tag abzuschaffen. Spoiler: Hat nicht geklappt.
In Deutschland wurde der Muttertag 1923 eingeführt. Und ja, auch die Nationalsozialisten wussten ihn später zu instrumentalisieren – Stichwort „deutsche Mutterehre“. Auch kein Werbeslogan, der heute noch zieht. Aber er zeigt, wie leicht ein gut gemeinter Tag politisch aufgeladen oder wirtschaftlich ausgeschlachtet werden kann.
Muttertag und das schlechte Gewissen – ein Sonntag als Placebo
Natürlich spricht nichts dagegen, seiner Mutter Danke zu sagen. Aber ein einzelner Tag im Jahr? Als würde das all die Care-Arbeit, das mentale Jonglieren und die kollektive Müdigkeit von Jahren aufwiegen. Wer am Muttertag den Frühstückstisch deckt und sich danach wieder aus allem raushält, macht ungefähr so viel Wiedergutmachung wie eine CO₂-Kompensation durch Baum-Emoji.
Es geht nicht um Undankbarkeit – sondern um Authentizität. Ein Frühstückstablett mit Orangensaft ist nett. Gleichberechtigung im Alltag wäre netter.
Wie der Muttertag zum Lieblingskind des Kapitalismus wurde
Dass der Muttertag sich so hartnäckig hält, liegt nicht nur an emotionaler Bindung. Es liegt auch an Verkaufszahlen. Laut Handelsverband Deutschland bringt der Tag jährlich Millionen in die Kassen – mit Blumen, Pralinen, Schmuck, Gutscheinen. Alles unter dem Deckmantel: „Zeig deiner Mutter, dass du sie liebst.“
Die Wahrheit? Du zeigst es eher mit einer Steuerberatung als mit einem Duftkerzen-Set. Oder mit einem fair geteilten Mental Load.
Meine persönliche Sicht auf den Muttertag – und warum ich keine Blumen brauche
Ich liebe meine Mutter. Ich liebe es, mit ihr zu lachen, zu diskutieren, Erinnerungen auszutauschen – aber ich habe keine Lust, mir dafür einen Pflichttermin von Milka diktieren zu lassen. Und ich will auch nicht, dass sie ihre Würdigung in Chrysanthemenform bekommt, sondern in echter Entlastung. In Zuhören. Im Loslassen von alten Rollenbildern und im Verstehen, dass sie nicht mehr so kann wie früher.
Vielleicht brauchen wir keinen Muttertag, sondern mehr Mut-Tage: an denen wir Rollenerwartungen infrage stellen, Fürsorge neu verteilen und uns trauen, auch mal „Nein“ zu Blumen zu sagen. Und ich würde mir wünschen meine Tochter und meine Schwiegertochter dächten genauso, ich brauch keine Blumen an einem Tag im Jahr ich brauche Entlastung und Verständnis denn das ist es was man von mir auch möchte.
Fazit zum Muttertag: Dankbarkeit ist gut, Veränderung ist besser
Der Muttertag hat seine Berechtigung, klar. Aber wir sollten nicht vergessen, dass wahre Anerkennung nicht im Kalender steht. Sondern im Alltag. In geteilten Aufgaben, in echter Wertschätzung – und im Mut, auch mal mit Konventionen zu brechen. Vielleicht ist das die größte Liebeserklärung.
Und am Ende habe ich mich gefragt warum es keinen Oma – Tag gibt. Denn ich finde ich habe einen Tag verdient!
Was für eine herrlich provokante und treffende Frage? Oder spreche ich da etwas an, das viele denken, aber selten laut sagen: Omas als Alltagsheldinnen, die still und dauerhaft da sind – ohne Blumenstrauß, ohne Dankesrede, oft sogar ohne Anerkennung einfach nur weil sie ihre Enkel lieben und ihre Kinder natürlich auch.
Gibt’s einen offiziellen Oma-Tag?
Offiziell? Jein.
In Deutschland gibt es keinen gesetzlich anerkannten Oma-Tag. In den USA gibt es immerhin den National Grandparents Day, am ersten Sonntag nach dem Labor Day (also irgendwann im September). Der ist allerdings eher eine Fußnote im Kalender – nicht annähernd so kommerziell aufgeladen wie der Muttertag.
Warum eigentlich nicht?
Weil Omas – – als selbstverständlich gelten, gerade wenn sie einspringen, weil die Tochter/Schwiegertochter Sohn oder Schwiegersohn natürlich genauso im Stress ist, das Betreuungssystem versagt oder die Kita streikt. Omas sind da. Immer. Und genau das wird ihnen oft zum Verhängnis.
Und was, wenn die Enkel sagen: „Mama ist nett, aber Oma ist besser“?
Tja – dann wird es ungemütlich. Denn das kratzt am Idealbild der „Supermom“, das ohnehin schwer zu erfüllen ist. Wenn Kinder spüren, dass Oma oder vielleicht die Tante die emotionalere Konstante ist, dann kommt die Diskussion auf: Wer ist eigentlich die „wahre Mutterfigur“? Und warum wird diese Person am Muttertag nicht gefeiert?
Und wenn dann noch eine Schwiegertochter oder Tochter beleidigt ist, weil ihr Kind Omas Name auf die Bastelei schreibt – dann erleben wir live, was passiert, wenn ein Symboltag auf eine überhitzte Rollenrealität trifft.
Fazit?
Vielleicht ist es Zeit, den Muttertag zu entwirren – oder gleich zu ersetzen. Mit einem „Tag der Care-Arbeit“. Für alle, die Kinder großziehen, ob biologisch oder nicht, ob offiziell gefeiert oder still vereinnahmt. Mitten im Alltag. Ganz ohne Schleife.
[…] so lieb…..kennt das noch jemand? Muttertag. Der Sonntag der Superlative. Ein Dankesfest für Care-Arbeit, ein Feierritual für das Mamasein – […]